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Analyse von Narrativen im Gentechnikdiskurs

Bild mit Laborutensilien

Die Anwendung von Gentechnik ist ein gesellschaftlich und politisch stark diskutiertes Thema. Das Vorhaben analysiert in Deutschland vorherrschende Narrative, die diesen Gentechniktechnikdiskurs prägen. Zu diesem Zweck wird eine Datenbank mit Dokumenten zum Gentechnikdiskurs erstellt, und entsprechende Dokumente werden sowohl im Rahmen innovativer Methoden der Digital Humanities als auch mit etablierten Methoden der qualitativen Inhaltsanalyse im Hinblick auf dominante Narrative analysiert. Das vom Bundesamt für Naturschutz in Auftrag gegebene und vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz geförderte Vorhaben ist geschichtswissenschaftlich angelegt. Es wird in einem interdisziplinären Team aus Datenanalysten am Max-Planck-Institut für Geoanthropologie in Jena und einer Politikwissenschaftlerin am Museum für Naturkunde von Oktober 2023 bis Oktober 2024 umgesetzt.

Projektbeschreibung

Die Gentechnik ist seit den 1980er Jahren Gegenstand fortwährender, oftmals kontrovers geführter gesellschaftlicher Debatten. Unterschiedlichste Akteure aus der Wissenschaft, der Zivilgesellschaft, dem Unternehmertum und dem politisch-administrativen System bringen dabei kontinuierlich verschiedene, potenziell wissenschaftlich fundierte Narrative hervor. Dies kann, so die Annahmen im Narrative Policy Framework, auch einen Einfluss auf die Gestaltung und Umsetzung von Politiken und Regulierungsvorhaben zum Thema Gentechnik in Deutschland und auf europäischer Ebene haben.

Ziel des Vorhabens „Analyse von Narrativen im Gentechnikdiskurs“ ist es, diese verschiedenen Narrative im historischen Zeitverlauf zu identifizieren, sichtbar zu machen und ihren Wandel zu beschreiben. Zu diesem Zweck wird in einem ersten Schritt zunächst eine Datenbank mit relevanten Dokumenten erstellt, welche potenzielle Narrative der verschiedenen Akteursgruppen im Zeitverlauf umfassen. In einem zweiten Schritt erfolgt eine Analyse dieser Dokumente mittels innovativer Methoden der Digital Humanities, bei welcher nicht nur Metadaten der Dokumente ausgewertet werden, sondern auch wiederkehrende Themencluster in den Dokumenten identifiziert werden. Basierend auf diesen Erkenntnissen werden in einem dritten Schritt im Rahmen von qualitativen Dokumentenanalysen themenspezifische Narrative identifiziert und für ausgewählte Themen und Zeitabschnitte im Detail analysiert. 

Im Ergebnis werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Narrativen der verschiedenen Akteursgruppen dargestellt. Welche Akteure werden mit welchen Rollenzuweisungen in den jeweiligen Geschichten genannt? In welchen Kontexten agieren diese Akteure? Wie handeln sie und welche Lösungen werden unterbreitet? Spielt wissenschaftliche Evidenz für die Narrativbildung eine Rolle und wenn ja, in welcher Form? Die historische Aufarbeitung dieser Fragen soll zu einem aufgeklärten und selbstreflexiven Diskurs über Anwendungen von Gentechnik beitragen.