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Lear-Ara - Wunderschöne, lokale Seltenheit

blauer Lear-Ara mit geneigtem Kopf schaut Richtung Kamera

Fluch und Segen zugleich

Er war sich sicher. Diese gelbe Region am Unterschnabel war rundlich und nicht sichelförmig. Dies muss eine neue Art sein. Dies ist kein Hyazinth-Ara.

1856 beschrieb Charles Lucien Bonaparte, ein Neffen des großen, kleinen Napoleon Bonapartes, den blauen Vogel und benannte ihn nach einem bekannten Naturmaler: Edward Lear. Er hatte das Tier nie in freier Wildbahn gesehen. Die genaue Herkunft war in Europa unbekannt.

Lange war es ruhig, um den Lear-Ara. Erst 122 Jahre später gelang es dem Deutschen Helmut Sick 1978 die Spur aufzunehmen und den Lebensraum ausfindig zu machen. Zählungen bei stark mobilen Arten sind schwierig, aber gern zitiert wird eine Populationsgröße von 60 Individuen aus dem Jahre 1983. Ein Alarmsignal. Obwohl man mittlerweile von einer Population jenseits von 1.000 Vögeln ausgeht, bleibt ein Umstand unumstritten: Lear-Aras sind gefährdet.

Und hier greifen Mechanismen, die aus dem Lear-Ara mehr macht, als nur einen wunderschönen Vogel. Ein Fallbeispiel der Auswirkungen einer modernen Zivilisation. Es wird uns der Spiegel vorgehalten. Ein spannendes Thema für eine Ausstellung, oder nicht?

Ein Segen, dass ausgerechnet mit Helmut Sick ein Deutscher den Weg ins ferne Brasilien suchte und die Thematik wieder mit nach Hause nahm und in die Welt trug: „…dies war tatsächlich eine Entdeckung – keine Wiederentdeckung. Es ist der einzige Ara jener Region“. Ein Segen?

Die Lear-Aras leben auf 8 km² im Norden des brasilianischen Bundesstaates Bahia. Das ist eine Fläche gerade mal doppelt so groß wie das Tempelhofer Feld. Sie sind dort an Sandsteinwände gebunden, in denen sie nisten: ein leichtes Ziel für Wilderer, die von den hohen Preisen des internationalen Schwarzmarkts angelockt wurden und werden. Seit der Lokalisierung tobt der Kampf, der Wilderer gegen Artenschützer. Ein Fluch.

Mehr spannende Geschichten in der ARA-Ausstellung ab 23. Mai 2017 im Naturkundemuseum Berlin.

In Kooperation mit dem ACTP e.V., seit 2014 offizieller Partner der Brasilianischen Regierung im Lear-Ara-Programm. Der ACTP unterstützt Schutzmaßnahmen vor Ort und beteiligt sich am Aufbau einer Sicherheitspopulation mit einer Zuchtanlage in Deutschland.