Automatische Detektion, Lokalisation und Tracking von Vögeln und lautgebenden Tierarten mittels intelligenter akustischer Sensorik (DeViSe)
Die Vogelart "Wachtelkönig" (Crex crex) erhielt ihren Namen, weil die Tiere etwas größer sind als Wachteln, mit denen sie früher häufig gemeinsam gefangen wurden. In der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands wird der Wachtelkönig heute als "stark gefährdet" eingestuft.
Ein neues Sensorsystem für die Aufzeichnung seiner Rufe könnte helfen, bedrohte Tiere zu schützen, und das artspezifisch.
Mahdtermine und Windräder
"In unserem Projekt geht es um die räumliche Erfassung von Lautäußerungen", sagt Karl-Heinz Frommolt, der den Beitrag des Museums für Naturkunde Berlin zur Entwicklung des automatischen Sensorsystems koordiniert. Für ausgewählte Zielarten soll nicht nur erfasst werden, ob sie in einem Gebiet vorkommen, sondern auch wo. Das System kann anhand gleichzeitiger Aufnahmen mit vier Mikrofonen die Quelle von Lautäußerungen lokalisieren.
Im Gegensatz zu Systemen, die für dauerhaftes Monitoring in Gebieten konzipiert seien, eignet sich das "DeViSe" (für: Automatische Detektion, Lokalisation und Tracking von Vögeln und lautgebenden Tierarten mittels intelligenter akustischer Sensorik) genannte Sensorsystem für kürzere Einsätze, etwa im Rahmen von Gutachten.
Der Wachtelkönig ist ein Beispiel für eine der Zielarten. Die Tiere brüten von April bis August auf dicht bewachsenem Boden, etwa auf Wiesen. "Für seinen Schutz muss entschieden werden, welche Wiesenflächen wann zum Mähen freigegeben werden", sagt Frommolt. Mithilfe im Gebiet verteilter Sensoren kann bestimmt werden, auf welchen Wiesenteilen sich wahrscheinlich Vögel aufhalten und wo die Heuernte aufgeschoben werden sollte. Frommolt wird mit seinem Team das Sensorsystem im Nationalpark Unteres Odertal testen, wo es etwa 50 Brutpaare des Wachtelkönigs gibt.
Ein weiteres und mobileres Untersuchungsobjekt in der Testphase ist die Waldschnepfe (Scolopax rusticola). Vor allem bei der Planung von Windenergieanlagen sollen Flugwege der Art erfasst werden. „Die Technik kann für alle lautgebenden Tiere verwendet werden“, sagt Frommolt. So ist ein dritter Teil der Testphase auf die Erfassung von Heuschrecken ausgerichtet. Die mit Auswertungssoftware ausgestatteten Geräte orten die Tiere nicht nur im Untersuchungsgebiet, sondern bestimmen auch die Tierarten und die Häufigkeit der Tierrufe.
In dem von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Projekt kooperiert das Museum für Naturkunde Berlin mit dem Fraunhofer-Institut für digitale Medientechnologie und der Firma ARSU.