Vom 17. bis zum 19. Oktober fand im Deutschen Museum in München eine internationale Konferenz von Forschungsmuseen statt. Mehr als 160 Vertreter:innen auf Leitungsebene von 100 Institutionen aus 52 Ländern hatten sich angekündigt – von den „Smithsonian“-Museen in den USA bis zu Museen und Kulturinstitutionen aus Brasilien, Kolumbien, Senegal oder Korea. Unter dem Titel „Objects in Motion – Museums in Motion“ ging es beim Global Summit of Research Museums um die aktuell wichtigen Themen für die Museen und die globale Kulturszene: Kann der Zugang zu unserem kulturellen Erbe durch Digitalisierung demokratisiert werden? Wie erreicht man Inklusion? Wie werden Museen nachhaltig?
Aber auch das Thema Restitution spielte eine große Rolle: Hier diskutierten Vertreter:innen aus Indien, Nigeria, aus der Mongolei, aus den USA und aus Deutschland miteinander. Wie kann die Rückgabe von Kulturgütern an die Herkunftsländer gelingen? Was sind gute Beispiele? Und wo wurden gravierende Fehler gemacht? Fachleute aus der ganzen Welt wollten hier voneinander für die Zukunft lernen. Und ein sehr aktuelles Thema, zu dem auch die Vertreter:innen aus der Ukraine viel werden berichteten: Wie gehen Museen mit Krisen und Katastrophen um? Hierzu berichtete zum Beispiel Alexander Kellner, Direktor des brasilianischen Nationalmuseums in Rio de Janeiro, das 2018 von einem Großfeuer vernichtet wurde. Er sagte: „Die Welt wird immer komplexer. Pandemien, Kriege und unterschiedliche Perspektiven auf dieselben Probleme, bereiten allen enorme Sorgen. Solche Veränderungen wirken sich auch auf Museen aus, die sich anpassen müssen, um einen immer effektiveren Dialog mit der Gesellschaft zu entwickeln. Das ist leichter gesagt, als getan. Aber genau dafür bieten Treffen wie der Global Summit of Research Museums sehr gute Möglichkeiten: Hier kommen Personen zusammen, die für Museen aus verschiedenen Ländern verantwortlich sind, um Probleme und Strategien zu diskutieren – denn ein Museum, das diesen Dialog nicht führt, ist zum Untergang verurteilt.“
„Ein wenig Erfahrung mit Krisen und Katastrophen haben wir hier ja auch“, sagte Wolfgang M. Heckl, der Generaldirektor des Deutschen Museums. Sei es ein Depotbrand 2018, die Pandemie, die Folgen des russischen Angriffskrieges mit der aktuellen Energiepreisexplosion oder die Probleme, die die Generalsanierung des besucherstärksten Hauses des Landes mit sich bringt. „Gerade in diesen herausfordernden Zeiten, ist der internationale Austausch so wichtig. Und ich freue mich sehr, dass es gelungen ist, so viele hochrangige Fachleute aus der ganzen Welt und speziell auch aus dem globalen Süden hier zusammen zu bringen!“ Das Deutsche Museum setzte als Gastgeber in diesem Zusammenhang viele positive Impulse: „Unser neu eröffneter Museumsteil soll dem Gipfel einen zukunftsweisenden Rahmen geben“, sagte Generaldirektor Heckl. Dass das Münchner Haus, eines von acht Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft, als Treffpunkt für den Global Summit of Research Museums ausgewählt wurde, „ist wirklich eine große Ehre“, so Heckl.
„Durch Initiativen wie den Global Summit, bei denen Vertreter:innen aus weltweit bedeutenden Forschungsmuseen aus den Bereichen Kunst, Kultur, Geisteswissenschaften, Technik und Natur zusammenkommen, stärken die Leibniz-Forschungsmuseen den Ausbau internationaler Netzwerke strategisch, inhaltlich und transdisziplinär. Sie diskutieren über die Rolle von Museen, insbesondere die Ausrichtung ihrer Forschungs- und Ausstellungsarbeit, Sammlungs-, Provenienz- und Biodiversitätsforschung sowie gesellschaftliche Veränderungsprozesse und die Verantwortung der Forschungsmuseen für die Zukunft der Erde“, sagte Johannes Vogel, Generaldirektor des Museums für Naturkunde Berlin, einem weiteren der acht Leibniz-Forschungsmuseen.
Und Ana Gonçalves Magalhães vom Museu de Arte Contemporãnea da Universidade de São Paulo ergänzte: „Unser Panel schlägt zum Beispiel vor, die Rolle der Forschung aus einer interdisziplinären Perspektive neu zu bewerten und dabei die biologische und kulturelle Vielfalt zu diskutieren. Vielfalt als Konzept wird von uns genutzt, um über die traditionellen Methoden und Typologien des Sammelns nachzudenken und darüber, wie neue Theorien – wie z. B. Evolutionstheorien bei der Biologie oder postkoloniale und dekoloniale Theorien im Bereich der Kunstgeschichte und der Geisteswissenschaften im Allgemeinen - der Schlüssel sind, um die Sammlungen der Museen zu überdenken und sie neu zu gestalten.“
Der Global Summit of Research Museums war erst die zweite Welt-Konferenz der Forschungsmuseen – die erste fand 2018 am Museum für Naturkunde Berlin statt. Ermöglicht wurde die Konferenz über den Aktionsplan Leibniz-Forschungsmuseen II „Eine Welt in Bewegung“. Der Aktionsplan wird gefördert auf Beschluss des Bundestages vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und den Bundesländern, in denen die acht Forschungsmuseen ihren Sitz haben.
Weitere Informationen finden Sie hier