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Beeindruckende Funde am Bromacker

Geologin Anna Pint betrachtet einen Fund auf der Grabung am Bromacker (c) Alice End

Ein Skelett in einem ehemaligen Grabgang, die bisher besten und größten Tausendfüßer der Grabungsgeschichte oder Schwimmspuren von Ursauriern. Dass der Bromacker weltweit einzigartig ist, hat die Fundstelle im Herzen des UNESCO Global Geoparks Thüringen Inselsberg – Drei Gleichen auch bei der diesjährigen Sommergrabung bewiesen. Die Fundstelle hat dem internationalen Team des BROMACKER-Projekts wieder einen tiefen Einblick in das Ökosystem vor 290 Millionen Jahren gewährt.

Von der Hitze ungebremst haben über 40 Wissenschaftler:innen und Studenten vier Wochen lang täglich den rötlichen Stein Schicht für Schicht abgetragen. Wenn die Grabung Ende August endet, sind die Forschenden um wichtige Puzzlestücke reicher, die das Bild über Flora und Fauna im Unteren Perm am Bromacker vervollständigen. Insgesamt etwa 60 Kubikmeter haben sie bewegt und dabei mehr Funde als im letzten Jahr aus den Gesteinsschichten geholt. Diese geben dem interdisziplinären Forschungsprojekt neuen Schub und den BROMACKER-Projektpartnern jede Menge Material für ihre wissenschaftlichen Untersuchungen.

Beteiligt an dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Vorhaben sind Teams vom Berliner Museum für Naturkunde – Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung (MfN), der Friedrich-Schiller-Universität Jena, des UNESCO Global Geoparks Thüringen Inselsberg – Drei Gleichen und der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha.

Ergänzt wurde die diesjährige Grabung von einer Forschungsbohrung am nahe gelegenen Hainfelsen. Pro Tag wurden hier etwa acht Meter Bohrkern gewonnen, insgesamt ist der Bohrmeißel bis in eine Tiefe von etwa 200 Metern vorgedrungen. Mithilfe der Bohrung möchten die Geolog:innen Einblicke in die Ablagerungsverhältnisse des Tambach-Beckens erhalten und mit geochemischen und bildgebenden Methoden Informationen zu Klima und Geologie der Region gewinnen. Sie können anhand der Bohrkerne beispielsweise die damalige Temperatur und die Zusammensetzung des Niederschlagswassers, aber auch biologische Aktivität, die Höhenlage oder die relativen Mengen atmosphärischer Gase bestimmen.

Mit der Grabung und der Tiefbohrung beginnt die Forschung erst: Funde müssen aufbereitet und analysiert werden. Im BROMACKER-Projekt nähern sich Wissenschaftler:innen den Ursauriern und ihrer Umwelt mit fünf verschiedenen Forschungsbereichen: die Fachgebiete Biodiversität, Paläoökologie, Biomechanik, Physiologie sowie Klima und Geologie. Die Forschenden bedienen sich verschiedenster moderner Methoden – vom CT-Scan und der Rasterelektronenmikroskopie über Fotogrammetrie bis hin zur 3D-Modellierung.

Nicht nur die Fachcommunity gewann in den vergangenen Wochen eine genauere Vorstellung davon, wie Klima und Geologie vor 290 Millionen Jahren in der Tambach Formation ausgesehen haben könnten. Auch Fachfremde, Hobby-Paläontolog:innen, Schüler:innen oder Tourist:innen konnten sich von Ursauriern und Co. ein genaueres Bild machen. Aktionstage für Familien, Führungen rund um die Fundstelle und an der Bohrung oder im BROMACKER lab sowie die sozialen Medien haben dies möglich gemacht. So konnten alle Interessierten den Forschenden über die Schulter schauen – virtuell oder direkt vor Ort. Denn: Der Bromacker ist für alle da. Wissenschaftskommunikation begleitet das BROMACKER-Projekt auf allen Ebenen und transportiert die Faszination des Themas und die Begeisterung der Forschenden mittels modernster und experimenteller Wissenstransfer-Formate.

Forschende an der Grabungsstelle Bromacker in Thüringen (Foto: Alice End)

Die Ergebnisse der Grabung im Überblick

Etwa 60 Kubikmeter Gestein hat das Grabungsteam in diesem Sommer bewegt. Die Vielfalt und Qualität der Fossilfunde haben im Vergleich zum letzten Jahr noch einmal deutlich zugenommen. Besonders hervorzuheben sind die erstaunlich zahlreichen Funde von Gliederfüßern, darunter die bisher besten und größten Tausendfüßer der Grabungsgeschichte. Außerdem hat das Team zahlreiche neue Abdrücke von Insektenflügeln entdeckt sowie eine unterwartet hohe Anzahl von äußerst seltenen fossilen Samen.

Während der diesjährigen Grabung kamen zudem weitere exzellent erhaltene Grabbauten von Wirbeltieren zum Vorschein, die sehr gut an den typischen Kratzspuren zu erkennen sind. Neben zahlreichen Einzelfunden von Knochen und Zähnen von Ursauriern konnte auch die Fortsetzung eines Skelettfundes vom letzten Jahr freigelegt werden. Dabei stellte sich heraus, dass die Skelettteile in einen ehemaligen Grabgang eingebettet waren. Es bleibt spannend, welche Geheimnisse die Präparation in den nächsten Monaten aus diesem besonderen Fund noch zutage fördern wird.

In diesem Jahr gelang außerdem die Wiederentdeckung einer Sedimentschicht, die auch in früheren Jahren ein wichtiger Leithorizont für die geologischen Profile darstellte. Diese sogenannte C2-Schicht enthielt neben Schwimmspuren von Ursauriern auch massenhafte Vorkommen von nur wenige Millimeter großen Muschelschalenkrebsen, den Conchostraken.

Der Fund dieser C2-Schicht war ein wichtiges Puzzlestück in der diesjährigen detaillierten Profilaufnahme der Schichtabfolge im Grabungsbereich, die in drei Sektoren gesondert durchgeführt wurde. Diese Daten erlauben es, wesentlich mehr über die Veränderungen der Umwelt und der Ablagerungsbedingungen der damaligen Zeit zu erfahren.

Präparation des Unterkiefers von Orobates, ältere Grabung am Bromacker (Foto: Alice End)

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